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Auf diesem Bild ist ein Sprungturm mit Treppen zu beiden Seiten zu sehen. Außerdem Personen, die oben stehen und die Treppen hochlaufen. Davor ist das Wasser zu erkennen. Das Bild ist gegen das Licht fotografiert worden, sodass man nur die Silhouetten der Personen und des Turms erkennen kann.

CEWE Fotoschule

Gestalten mit Licht

Licht ist der Schlüssel zu großartigen Fotos. Wir zeigen Ihnen, wie Sie durch kreativen Umgang mit Licht Ihre Bilder verbessern – von der Goldenen Stunde bis zu Silhouetten.

Text & Fotos: Dr. Micha Pawlitzki

Wenn ich in der Jury eines Fotowettbewerbes sitze, muss ich innerhalb kürzester Zeit bei Tausenden von Bildern mitentscheiden, ob ein Foto gelungen ist oder ob es aus dem Rennen fällt. Beim Durchschauen der Bilder fällt oft sofort auf, dass viele Motive zwar gut aufgebaut sind, aber bei ungünstigem Licht fotografiert wurden. Daher gebe ich Ihnen heute Ideen an die Hand, wie Sie in Ihrer Fotografie kreativ mit Licht arbeiten und so Ihre Motive sichtbar verbessern können. Denn neben einer spannenden Bildgestaltung ist das Erkennen von und der virtuose Umgang mit Licht das zentrale Stellrad für gute Fotografie. Jede Lichtart bringt unterschiedliche Ergebnisse.

Die bewusste Gestaltung mit Licht ist entscheidend für beeindruckende Fotografien. In diesem Artikel erkläre ich Ihnen die wichtigsten Aspekte für die Gestaltung mit Licht:

  • Die Bedeutung von Licht: Licht beeinflusst Stimmung, Tiefe und Ausdruck eines Fotos maßgeblich. Ein gutes Verständnis von Lichtquellen, -richtungen und -intensitäten zu entwickeln, ist daher essenziell für die Bildgestaltung.
  • Praxis-Tipp: Nutzen Sie die "Goldene Stunde" kurz nach Sonnenaufgang oder vor Sonnenuntergang, um weiches, warmes Licht für stimmungsvolle Aufnahmen zu erhalten. Auch in der blauen Stunde ist das Licht besonders stimmungsvoll.
  • Motiv-Idee: Experimentieren Sie mit Licht und Schatten und gezielten Über- oder Unterbelichtungen bspw. bei Gegenlichtaufnahmen, um Silhouetten zu erzeugen. Diese verleihen Ihrem Bild eine besondere Dramatik und Tiefe.

Mit Licht gestalten beginnt damit, dass man ein Gefühl für außergewöhnliche Lichtsituationen entwickelt.

George Eastman, Gründer des Kamera- und Filmimperiums Kodak Company, hat eines der für mich besten Zitate zur Fotografie hinterlassen:
„Umarme das Licht. Bewundere es. Liebe es. Aber vor allem: Kenne das Licht. Wenn du es richtig kennst, kennst du den Schlüssel zur Fotografie.”

Dr. Micha Pawlitzki ist einer der besten europäischen Naturfotografen. Er kreiert faszinierende Natur- und Landschaftsfotos auf höchstem Niveau. Als Gastautor der CEWE Fotoschule Einblicke in die Bildkomposition der Profis. Weitere Informationen über seine Arbeit finden Sie am Ende dieses Artikels.

Die Goldene Stunde

Die bekannteste Lichtstimmung ist vermutlich die Goldene Stunde, also die kurze Zeit direkt nach Sonnenaufgang und direkt vor Sonnenuntergang. Dann ist das Licht röter, gelblicher, weicher als zum Beispiel das knallharte Mittagslicht mit seinem ausgewaschenen Weiß und tiefschwarzen Schatten. Die Goldene Stunde modeliert Motive schlichtweg besser und das weiche Licht ist oft angenehmer für das menschliche Auge.

Das Bild zeigt die Badlands im Norden von Utah. Das Bild ist aus einer Position nahe des Bodens aufgenommen. Der Boden ist aufgerissen, als wäre es sehr trocken. Im Hintergrund sind Berge zu sehen. Alles wird in einem warmen, fast schon rosanen Ton angestrahlt.
Während der Goldenen Stunde lässt weiches Morgenlicht die Badlands im Norden Utahs erstrahlen.

In diesem Bild beleuchtet das erste warme Morgenlicht die (eigentlich mausgrauen) Berge im Hintergrund. Auch die Erdverwerfung, die inmitten der weißen Salzpfannen ins Bild hineinführt, ist nicht mehr nur langweilig braun, sondern strahlt Orange-Gelb und bekommt über das direkte Seitenlicht auch noch mehr visuelle Dominanz und Tiefe.

Die blaue Stunde

Man sieht einen See und einen Stein, der daraus hervorragt. Die Stimmung ist eher dunkel. Hinten am Horizont sieht man, dass die Sonne untergegangen ist, aber noch in der Ferne den Himmel anstrahlt. Um den See herum ist Sand.
Selbst 30 Minuten nach Sonnenuntergang strahlt hier während der Blauen Stunde der Himmel noch blau und sorgt für stimmungsvolles Licht.

Das klassische Pendant zur Goldenen Stunde ist die Blaue Stunde. Während der Dämmerungszeiten, also vor Sonnenaufgang und nach Sonnenuntergang, entsteht eine eher blaue Lichtstimmung, die zauberhafte Aufnahmen ermöglicht. Anders als bei der Goldenen Stunde strahlt zudem kein direktes Sonnenlicht das Motiv an. So verringern sich die Kontraste und die Bilder wirken noch einmal ruhiger und ausgeglichener. Diese oft fast magischen Dämmerungsphasen sind meine absoluten Lieblingszeiten beim Fotografieren.

Zwischen Licht und Schatten

Auf diesem Bild ist ein Sprungturm mit Treppen zu beiden Seiten zu sehen. Außerdem Personen, die oben stehen und die Treppen hochlaufen. Davor ist das Wasser zu erkennen. Das Bild ist gegen das Licht fotografiert worden, sodass man nur die Silhouetten der Personen und des Turms erkennen kann.
Wichtig bei Gegenlichtaufnahmen sind Motive, die sehr klare Umrisse haben, damit die Silhouette als solche wirken kann.

Das Gegenstück des Lichts kommt bei den nächsten Bildern zum Tragen: der Schatten. Denn auch wenn Sie direkt in die Sonne fotografieren, können Sie ausdrucksstarke Motive kreieren. Die Treppen und Geländer des Sprungturms in diesem Bild sind schon an sich schön geformt; die Eyecatcher in diesem Bild sind aber die fünf Personen, die isoliert auf den Plattformen stehen. Gegenlichtaufnahmen mit Scherenschnitten funktionieren nur, wenn Ihr Motiv ungewöhnlich klare, eindeutige Umrisse aufweist.

In dieser schwarz-Weiß Aufnahme sieht man ein paar Häuser nd davor einen Kanal, wo Boote entlangfahren. Davor ist ein kleiner Platz und eine Wäscheleine, auf der Hosen und eine Decke und Pullover aufgehängt wurden. Im vorderen Bereich des Bildes sieht man die Schatten der Wäsche, dies ist das markanteste an dem Bild.
Der Schatten der Wäsche ist hier das Motiv - die Wäsche selbst spielt in diesem Motiv keine wichtige Rolle.

Im diesem Bild habe ich in der unteren Bildhälfte die riesigen Schatten der Wäsche in den Mittelpunkt der Aufnahme gestellt. Die Wäsche auf der Leine ist nur Beiwerk und verschwindet im Hintergrund, das zentrale Motiv sind die schön isoliert sichtbaren Wäscheschatten. Wichtig ist hier, dass die Schatten auf einen ruhigen Untergrund fallen, um in ihrer Form wirken zu können.

5 Tipps vom Foto-Profi

1. Licht lesen lernen

Es gibt nie das EINE perfekte Licht für ein bestimmtes Motiv, aber es gibt ungünstige Lichtsituationen. Es lohnt sich, den Umgang mit Licht zu üben.

2. Bewölkung nutzen

Hartes Mittagslicht kann jedes noch so schöne Motiv zerstören. Nutzen Sie daher bewölkte Tagesphasen oder die Zeiten vor Sonnenauf- und nach Sonnenuntergang, wenn die Kontraste reduziert sind.

3. Spielen Sie mit Licht & Schatten

Suchen Sie beim Fotografieren gezielt interessante Schatten und integrieren Sie diese in Ihr Motiv. Achten Sie bei den Schatten darauf, dass sie visuell spannende Formen haben.

4. Die Belichtung bei Gegenlicht anpassen

Wenn Sie direkt in die Sonne fotografieren (und keine Silhouetten planen), wird die Sonne vermutlich richtig belichtet, der Rest deutlich zu dunkel. Hier müssen Sie entweder mit einer HDR-Aufnahme oder manuell gegensteuern, indem Sie das Motiv mit mehreren Blenden überbelichten.

5. Über- und Unterbelichtungen wagen

Unter- und Überbelichtungen lassen sich zwar über die Nutzung von HDR ausgleichen. Aber der gezielte Einsatz von „Fehl“-Belichtungen, also bewusst sehr dunkle oder sehr helle Bilder, kann auch Zeichen einer fortgeschrittenen Bildästhetik sein. Spielen Sie daher auch einmal mit Unter- und Überbelichtungen!

Haben Sie schon die ersten drei Teile der CEWE Fotoschule gelesen?

Fotografieren lernen mit der CEWE Fotoschule